In
den Jahren 1948 bis 1963 wurde in Langau und von 1962 bis 1963 im
benachbarten Riegersburg Braunkohle abgebaut.
Entdeckung
1910
stieß man auf dem Areal nördlich von Langau (Bezirk Horn) und
Schaffa (Šafov, Südmähren) beim Anlegen einer Sandgrube für die
Errichtung des Bahnhofsgebäudes der Lokalbahn Retz-Drosendorf in Langau
auf Braunkohle.
Daraufhin meldeten der Postmeister Linsbauer, der Gastwirt
Köppl und der Lehrer Wunderl das Schürfrecht an. Durch
Bohrungen auf dem so genannten „Schaffinger Feld“ wiesen sie an
verschiedenen Stellen Braunkohle nach.
Um weitere
Untersuchungen und die Aufschließung des
Flözes zu ermöglichen, wurde
1911 die „Langauer
Bergbaugesellschaft“ als Genossenschaft mit beschränkter Haftung
gegründet. Geführt wurde dieses Unternehmen vom Direktor der
Vorschusskasse von Retz, Georg
Pawlas.
Etwa
30 weitere Bohrungen unter der Leitung des Lehrers Wunderl ließen an
einen Abbau der Kohle denken.
Erster Grabungsversuch
Am 1.
Mai 1912 begannen acht Bergleute, die mit ihren Familien aus
Mährisch-Ostrau gekommen waren, mit dem Bau eines Schachtes. Dieser
stürzte jedoch ein.
Ein
zweiter Schacht erreichte zwar in 12 Meter Tiefe den zweiten, tiefer
gelegenen, Flöz, dieser musste dann jedoch wegen der großen
Wassermengen, die zuliefen, aufgegeben werden.
Diese
und andere Schwierigkeiten hatten das Kapital der Genossenschaft
aufgebraucht, so dass diese den Betrieb einstellen musste. Die
Bergrechte wurden an die Brüx-Duxer Kohlenbergbau-Gesellschaft verkauft.
Während des Ersten Weltkriegs wurden keine weiteren Abbauversuche
unternommen.
Zweiter Grabungsversuch
Im
Herbst 1919 wurden die Arbeiten wieder aufgenommen. Diesmal von der
Gemeinde Wien. Die Wiener Stadtwerke – Elektrizitätswerke
hatten das Langauer Kohlebecken übernommen. Bis 1922 wurden weitere 22
Probebohrungen niedergebracht, doch zum Abbau der Braunkohle kam es auch
diesmal nicht.
Weitere Bohrungen folgten zwischen Dezember 1935 und April 1936, als
deren Folge die Kohlevorräte für abbauwürdig befunden wurden. Wegen
neuerlicher großer Wassereinbrüche musste die Einrichtung eines Tagbaus
allerdings abgebrochen werden.
So wie schon
während des Ersten Weltkriegs wurden auch im Verlauf des
Zweiten Weltkriegs keine
weiteren Abbauversuche unternommen.
Nachkriegszeit
Nach dem Zweiten
Weltkrieg war Österreich wegen
Devisenmangels von dringend notwendigen Kohleimporten abgeschnitten. Im
Inland geförderte Kohle durfte längere Zeit die jeweiligen
Besatzungszonen nicht verlassen,
was besonders Wien und Niederösterreich
hart traf und den Wiederaufbau im Allgemeinen gefährdete.
Der strenge Winter
1946/1947 verschärfte diese
Krise zusätzlich. Daraufhin beschlossen die Bundesministerien für
Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung sowie Handel und Wiederaufbau,
die Kohleproduktion zu fördern.
Zu dem Zweck wurde
die Bergbau-Förderungs-Gesellschaft mit beschränkter Haftung
gegründet mit der Aufgabe, im Rahmen des Bergbauförderungsgesetzes 1947
Kohlebergbaubetriebe in Österreich zu betreuen und zu fördern, aber auch
durch eigene bergmännische Unternehmungen die Produktion zu steigern.
Finanziert wurden diese Aktivitäten durch den
Marschallplan und Bundesmittel.
Unterdessen erwarb die Verlagskommandit-Gesellschaft „Freude aus Wien“
von der Gemeinde Wien die Schürfrechte und versuchte im März 1947
vergeblich, den abgesoffenen Schacht aus dem Jahr 1912 zu reaktivieren
und einen Untertagebergbau zu beginnen.
Im
Sommer 1947 wechselte der Besitz abermals, diesmal zur
Bergbau-Förderungs-Gesellschaft m.b.H, welche noch im selben Jahr mit
den nötigen Vorbereitungen begann. 66 neue Probebohrungen bestätigten
die Ergebnisse der früheren Bohrungen, sie halfen aber auch mit, die
Lage der Flöze besser abzugrenzen.
Abbau in Langau
Im
April 1948 wurde mit den dem Abbau der Braunkohle im Tagbau dienenden
Arbeiten begonnen, nachdem die dafür notwendigen landwirtschaftlichen
Flächen den Besitzern abgelöst worden waren.
Um die großen
Wassermengen, die bisher jeden Abbauversuch gestoppt hatten, in den
Griff zu bekommen, wurden rund um das Abbaugebiet Brunnen errichtet und
ab Anfang Juni 1948 der
Grundwasserspiegel abgesenkt. Dadurch trockneten allerdings in Teilen
von Langau die Hausbrunnen aus. Ab Juli
1952 wurde der östliche Teil von Langau mittels einer
Wasserleitung von einem Brunnen aus dem Abbaugebiet mit Wasser versorgt.
Die Wasserqualität ließ jedoch zu wünschen übrig und so wurde ein neuer
Brunnen errichtet. An den Kosten dafür beteiligte sich die
Bergbau-Betriebs-Gesellschaft finanziell.
Am
17. Juni 1948
wurde mit dem eigentlichen Bergbaubetrieb in der „Grube Austria“
begonnen. Bis zum Jahresende wurden145.200 m³ Abraum entfernt, um den
Kohleflöz freizulegen. Im November und Dezember des gleichen Jahres
wurden nur mit menschlicher Muskelkraft bereits 1353 Tonnen Kohle
abgebaut. Zirka 15 Mann förderten mit Krampen und Schaufel 10 – 20
Tonnen Kohle täglich. Nachdem die Kohle auch noch händisch durch Siebe
geschaufelt worden war, wurde sie mit Pferdefuhrwerken zum Bahnhof von
Langau transportiert.
Eine
behelfsmäßige Sieberei und Verladeanlage ermöglichte es, ab
10. Jänner 1949 mit
dem normalen Gewinnungs-
und Förderbetrieb zu beginnen, auch wenn die Kohlegewinnung und das
Aussortieren grober Kohlebrocken nach wie vor händisch erfolgten. Als
Transportmittel zum Bahnhof wurden unterdessen Traktoren und
Lastkraftwagen verwendet.
Zu
dieser Zeit (Anfang 1949) wurde der Bau der Kohleaufbereitungs- und
Verladeanlagen in der Nähe des Langauer Bahnhofs begonnen. Zum Transport
der Kohle von der Grube zu dieser Anlage wurde von der „Wiener
Brückenbau- und Eisenkonstruktions-A.G.“ eine 2146 Meter lange
Seilbahnanlage errichtet und am
15. November 1949
in Betrieb genommen. Die maschinellen Anlagen der Sortieranlagen
errichtete die Firma „Simmering-Graz-Pauker A.G.“ (SGP).
Betriebsbeginn war hier der
12. November 1949.
Am 28. November
begann mit einem Elektrolöffelbagger der maschinelle Abbau der
Braunkohle. Im März 1950 kam ein
dieselbetriebener Universal-Löffelbagger mit Raupenfahrwerk dazu.
1949/1950 gingen
die allgemeinen Aufgaben der Bergbau-Förderungs-Gesellschaft m.b.H. an
die Kohlenholding Gesellschaft m.b.H. über. In weiterer Folge
wurde die Bergbau-Förderungs-Gesellschaft m.b.H. im Jahr
1952 in die „Bergbau-Betriebs-Gesellschaft
m.b.H." mit den Betrieben in Langau und in
Neufeld an der Leitha
umgewandelt. Am 23. September 1960
wurde der Vorstand der Bergbau-Betriebs-Gesellschaft m.b.H. durch den
Vorstand von der VOEST abgelöst.
Das Entfernen des
Abraumes über den Kohleflözen wurde von der Firma „Universale Hoch-
und Tiefbau A.G.“ übernommen. Gegraben wurde mit einem
Eimerkettenbagger und Löffelbaggern, der Transport erfolgte mit
Lastzügen zur etwa einen Kilometer entfernten Hochkippe. Im
Zweischichtbetrieb wurden etwa 4.000 m³ Abraum abtransportiert. Ab April
1950 wurden mit dem Abraum die bereits geleerten Teile der Grube wieder
aufgefüllt, um sie nach der Rekultivierung wieder für die Landwirtschaft
nutzbar machen zu können.
Ab August
1959 wurde für die
Abraumarbeiten ein Schaufelradbagger und für den Transport des Abraums
fünf fahrbare Bandwagen eingesetzt. Diese Umstellung auf gleislosen
Materialtransport senkte die Produktionskosten und beschleunigte den
Arbeitsablauf. Sie ging aber auch zu Lasten der Beschäftigtenzahl.
Durch
Vorbereitungsarbeiten für die Vergrößerung des Abbaugebietes und infolge
von Absatzschwierigkeiten sank 1952 die Fördermenge um ein Viertel. In
den folgenden Jahren stieg sie jedoch wieder an.
1954 wurden etwa 1.000 Tonnen
täglich im Zweischichtbetrieb abgebaut. Während der Sommermonate wurde
wegen des geringeren Kohlebedarfs im Einschichtbetrieb gearbeitet (ca.
500 Tonnen pro Tag). Der Fördermengenrekord wurde mit 255.044 Tonnen
Jahresproduktion im Jahr 1956
erzielt.
Trotz
Förderleistungen von bis zu 1.200 Tonnen täglich während der
Wintermonate sank ab 1957 die
Kohleproduktion. Dass die Hütte Linz für das werkseigene Kraftwerk einen
Teil der Langauer Braunkohle abnahm, ließ zwar
1961 noch einmal die
Jahresfördermenge ansteigen, änderte aber nichts am absteigenden Trend.
Mit Beginn der
60er-Jahre begann der Heizwert der abgebauten Kohle im nördlichen
Abbaugebiet immer mehr zu sinken und konnte nur durch vermischen mit
Kohle aus dem Nordostfeld auf das notwendige Maß angehoben werden. Am
29. März 1963 war jedoch das
Nordostfeld erschöpft und so konnte der vom
Kraftwerk Simmering
in Wien, dem Hauptabnehmer der Langauer Braunkohle, geforderte Heizwert
nicht mehr erreicht werden.
Zu
dieser Zeit wurden Erdöl und Erdgas ernsthafte Alternativen und die
großen Wasserkraftwerke machten die Energieproduzenten unabhängiger von
kohlegeheizten kalorischen Kraftwerken.
Am
31. Juli 1963
wurde der Betrieb in Langau eingestellt.
Abbau in Riegersburg
1952 wurde auf dem
Gemeindegebiet des benachbarten
Riegersburg im
Waldviertel (Bezirk
Hollabrunn) ebenfalls Braunkohle entdeckt und durch weitere
Bohrungen die Lage und das Ausmaß genauer ermittelt.
Am 5. November
1962 wurde mit den
Vorbereitungen für einen Kohleabbau in Riegersburg begonnen. Mit der
Einstellung des Förderbetriebes in Langau Ende Juli
1963 wurde auf dem wesentlich
kleineren Abbaugebiet in Riegersburg am 29. Juli 1963 die Förderung
begonnen. Der Transport der abgebauten Kohle zur Sieberei beim Langauer
Bahnhof erfolgte mit fünf Lastkraftwagen.
Nach nur fünf
Monaten Förderung wurde der Abbaubetrieb in Riegersburg am
15. Dezember 1963
eingestellt und die Liquidierung des Bergbaubetriebs in die Wege
geleitet. Die meisten Werksbaracken wurden verkauft und abgetragen. Die
Arbeiter fanden großteils Arbeit bei der „Wiener Brückenbau- und
Eisenkonstruktions-A.G.“ oder in der Landwirtschaft. Ende Juni 1964 war
die Liquidation abgeschlossen.
Gegenwart
1981
wurde gemeinsam von der ÖMV AG, der Graz-Köflacher
Eisenbahn- und Bergbaugesellschaft
und der Minerex Mineral-Explorationsgesellschaft m.b.H. im Raum
Langau-Riegersburg-Geras eine Kohlenexploration mit rund 50 Bohrungen
und geophysikalischen Untersuchungen durchgeführt. Neben bereits
bekannten Vorkommen zwischen Riegersburg und Weitersfeld wurden am
Ortsrand von Langau und zwischen Langau und Kottaun Braunkohlevorkommen
aufgefunden.
Bohrungen in
unmittelbarer Nähe der Staatsgrenze im Jahr
1982 bestätigten die Vermutung,
dass sich das Kohlevorkommen bis nach Safov (Schaffa) in Südmähren
fortsetzen.
Für einen
wirtschaftlichen Abbau waren die aufgefundenen Vorräte jedoch zu gering
und so wurden keine weiteren Untersuchungen durchgeführt.
Ein Teil des
Tagbaues wurde nicht wieder aufgeschüttet und so füllte sich die Grube
mit Wasser. Der „Bergwerkssee“, wie er genannt wird, dient jetzt als
Freizeitzentrum. 1989 errichtete
die Gemeinde Langau ein Buffet, eine Liegewiese und einen
Kinderspielplatz und seit 1999
gibt es sogar ein Wasserschirevier mit Meisterschaftsbetrieb. Der Verein
Euro-SOLA betreibt ein Jugendsommerlager. Weiters gibt es einen
Campingplatz. Ein wenig abseits, aber nicht zu überhören, befindet sich
ein Schießplatz.
Literatur
Roetzel, R.: Der Braunkohlenbergbau von Langau.-
In: Brandtner, A.J. [Hrsg.]: Langau im Waldviertel.-
Heimatbuch der Gemeinde Langau, 299-319, 26 Abb., 2
Tab., Langau 1994.
Roetzel, R.: Vom Kohlesumpf zum Freizeitparadies
- Die Geschichte des Braunkohlenbergbaues Langau –
Riegersburg.- Das Waldviertel, 53/4, 341-362, 14 Abb.,
Horn 2004.
Ich
erlaube mir, diese Geschichte auch in WIKIPEDIA
zu veröffentlichen (GuentherZ) |